„Mein Vater hat mich, als junges Mädchen, für eine Flasche Schnaps an die Russen verkauft. Das war gleich nach dem Krieg“.
Der WEISSE RING e.V., der Leiter der Außenstelle Müritz, Thomas Kronenberg, und insbesondere der Mitarbeiter ,Walter Brähmer, holten die emotionale Wanderausstellung mit dem Titel „Opfer-Ausstellung über häusliche Gewalt“ im Oktober 2017 nach Rechlin. Eine Ausstellung die bereit 2004 von Studenten des Bauhauses der Universität Weimar in Zusammenarbeit mit dem WEISSEN RING gestaltet wurde, aber immer noch von bedrückender Aktualität ist. Die Studenten sprachen mit Opfern häuslicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs. Sie fragten die Opfer, wie es ihnen nach der Tat ging, wie hilflos und ohnmächtig sie sich fühlten, welchen Ängsten sie – oft lebenslang – ausgesetzt sind.
In einem weiteren Schritt recherchierten die Studenten selbst weiter, um sich in die Befindlichkeiten der Opfer hineindenken zu können. Sie durchforsteten Internet-Foren, in denen sich Opfer sexueller und häuslicher Gewalt äußerten. Sie arbeiteten sich durch die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie lasen Protokolle, Aussagen von Opfern, aber auch von Tätern.
Die gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke haben sie künstlerisch umgesetzt. Eine Ausstellung, die manchmal nur schwer auszuhalten ist. Eine Ausstellung die nachwirkt. Eine Ausstellung, die sich mit einer Botschaft an die Opfer wendet: Ihr seid nicht allein!
In Rechlin kamen etwa 160 Besucher in die Ausstellung. Es gab spezielle Führungen und Gesprächsrunden für Schulklassen, Pflegekräfte, für Polizisten und Mitarbeiter der Ordnungsämter. Walter Brähmer las aus dem Buch „Unvergessen- Tagebuch der Lisa“ von Ilse Pöghe. Die Autorin, die heute in einem Pflegeheim in Malchow lebt, war anwesend und beantwortete Fragen. Die heute 88-Jährige schildert in ihrem Buch Erlebnisse von Gewalt- und Missbrauch in ihrer Kindheit und Jugend. Sie machte deutlich wieviel Kraft und Zeit es braucht, um sich aus einer solchen ausweglos erscheinenden Situation zu befreien.
Der WEISSE RING dankt allen Sponsoren für ihre Unterstützung.